Dienstag, 8. Juni 2010

Urlaub erster Teil: die Odyssee der Wahnsinnigen












Sooooo *schnellnochnenschokoriegelverputz*.....hier der versprochene Urlaubsbericht. Schon das Wort Urlaub muss hier eine Neudefinition erfahren. Statler´s Definition von meinem Urlaub " Jetzt kannst Du Dich auch mal erholen wenn Tante Muschi und ich-nachdem Du gekocht hast die Küche aufräumen-und Du auf die Kinder aufpasst" . Von seinem Urlaub: "Wenn wir früh genug aufstehen können wir ruckzuck 3 Croissants reinschieben , dann ins Schwimmbad hechten und den ganzen Tag wie die Irren die Stufen zur Wasserrutsche hochrennen, runterrutschen, hochrennen, runterrutschen......". Bertas Definition von Urlaub: Faul rumliegen und den Rest der Zeit Kinder ärgern. Tante Muschis Definition von Urlaub: Schlafen und Ausspannen. Definition vom Großen : siehe Papa. Urlaubsdefinition vom Kleinen: Ich haaaaasse Urlaub, schlaf nicht, quengel die ganze Zeit und schrei morgens um 4 alle aus´m Bett. Das passt besonders hervorragend zu den Vorstellungen von Tante Muschi. O-Ton: "Also für nen Kinderlosen ist das hier voll das Brett, ich brauch erstmal 2 Wochen Urlaub wenn ich heimkomm".
Ach so ja, wo und was? 1 Woche Center Parcs in Frankreich, Selbstversorger (soviel zu meinem Urlaub...) im Ferienhaus mit Kindern , Hund und Tante Muschi. Die jetzt wahrscheinlich aus Angst vor Familienzuwachs ins Kloster eintritt.
Es fing schon gut an, 1 Woche dauerten die Vorbereitungen zum Packen. Da es vor Ort ziemlich teuer ist und sogar Statlers Kuhmagen beim letzten Frankreichaufenthalt beschlossen hat dass er sich doch lieber wieder vom französischen Essen trennt, haben wir nicht nur Kleidung und Handtücher sondern auch noch das Komplette 5-Personen-Vielfraßpaket eingepackt. Gut dass Tante Muschi auch mit´m Auto dabei war, sonst hätten wir uns nen Transporter leihen müssen....
Dann der Supergau. Statler hat ein neues Spielzeug: ein Navi auf´m Handy. Jahrelang sind wir ohne Navi alleine mit Karten überall hingekommen. Aber seit es GPS gibt, ist es einfach ein Ding der Unmöglichkeit , alleine durch bunte Bildchen an den Bestimmungsort zu kommen. Jetzt muss es piepsen, blinken und sprechen damit man hinfindet. Nun ist mein Gatte leider kein Musterexemplar für Flexibilität und Kompromissbereitschaft. Man könnte auch sagen : er ist so ziemlich der sturste Mensch auf Gottes weiter Erde, flexibel wie ein Amboss. Und wenn er mit Navi fahren will, dann fährt er auch mit Navi.....ich hätte ahnen müssen dass das keine gute Idee ist.
Naja, erstmal ging´s los. Um 1 wollten wir losfahren. Um 11 ist ihm eingefallen, dass er noch ne Badehose braucht. Jaja, der Sommer kommt jedes Jahr soooo überraschend. Also sind wir losgefahren und haben noch ne Badehose gekauft. Vor Ort ist ihm dann eingefallen dass er noch ein paar Wanderschuhe.....da hab ich ihn gleich weggezerrt, denn er ist auch nicht wirklich der Entschlussfreudigste. Gerade Kleidungsfragen überfordern ihn total, da seine normale Standardkleidung immer die Gleiche ist: Schuhe die grad da rumstehen, schwarze Jeans, schwarzes Shirt mit hässlicher Fratze drauf, optional im Winter: Jacke. Basta. WENN er dann doch mal was anderes braucht, bekomm ich nervöse Zuckungen. Er fährt ins Geschäft mit der Erwartung dass der Verkäufer ins Regal greift, das "richtige" rauszieht und er heim "darf" (Einkaufen -außer im Baumarkt- ist für ihn die schlimmste Strafe, vielleicht abgesehen "Dirty Dancing" gucken müssen). Vor Ort ist es dann die Katastrophe, jedes Teil wird 50 Mal aus´m Regal genommen , in den Händen hin- und hergedreht und eingehend gemustert. Ich kenne dieses Verhalten sonst eigentlich nur vom Kleinsten und bin so immer etwas angespannt, da der nächste logische Schritt in meiner Gedankenfolge ist, dass das Ding jetzt im Mund verschwindet um dann nach 10 Minuten zerkaut und komplett eingespeichelt zurückgestellt zu werden. Ist aber glücklicherweise noch nicht passiert. Irgendwann ist er dann total gestresst von der Auswahl, entscheidet sich 100 Mal um während ich nebendran ans Regal angelehnt in Sekundenschlaf verfalle. Nach gefühlten 10 Stunden geht er nach Hause und schaut, ob er das was-auch-immer nicht über Amazon billiger bekommt. Und ich verfall in dumpfes warum-tu-ich-mir-das-an-Brüten. Also, Badehose, raus, heim. Noch ein Abstecher zur Apotheke, und ein 100% biologisches, völlig wirkungsloses Anti-Zecken-Spray gekauft. Eine Zeckenzange wäre die eindeutig bessere Wahl gewesen...
Dann heim zu Tante Muschi "Wo bleiiiibt ihr denn????" Alles reingestopft was reingeht, Checkliste durchgegangen. Ich kann´s kaum glauben: wir sind unterwegs. Bis zur Tankstelle zumindest. Man muss nämlich unbedingt noch in Deutschland tanken, da es in Frankreich kein Benzin gibt. Oder so ähnlich. Und dann kann man auch nicht an der Autobahnraststätte tanken, sondern muss -um nen Euro zu sparen- von der Autobahn abfahren, X-Kilometer Umweg machen, Tante Muschi komplett verwirren, feststellen dass die eine Säule kaputt ist, feststellen dass an der anderen Säule die EC-Karte nicht funktioniert, mitten auf dem Globus-Parkplatz einen Wutausbruch der Extraklasse bekommen, einen Beinahe-Unfall bauen, dem Beinahe-Schuldigen wüste und nicht jugendfreie Schimpftiraden hinterherschreien (neben dem vollen Mc-Donalds-Kinderspielplatz) und sich den ersten Streit einhandeln noch bevor die Fahrt richtig losgeht.
Ich war ja jetzt schon richtig entspannt, dann kam´s noch besser. Das Navi. Handy war nicht aufgeladen, also nehme man das Ding, schließe es an das Ladekabel vom Zigarettenanzünder, versuche es vorne irgendwo hinzulegen so dass man das Display noch sieht, guckt 5 Mal zu wie es dank diesem Spiralkabeldings zurückschnellt, werde stocksauer "Scheißdr****verf****Mistverd***wer hat sich denn das Patent ausgedacht, das war doch bestimmt wieder ne Frau..." Ich sage: nichts. Ohmmmmmmm." Da, halt das mal, so, in dem Winkel, dass ich was seh....."????Hääää?????" Also der Plan war dann wie folgt: ich spanne das Kabel 45cm weit und richte das Handy und mich nach seiner Anweisung aus, damit er nen guten Blick auf das Gerät hat. Das halte ich dann so bis wir am Ziel sind, mit halb ausgestrecktem Arm. Ich frag mich ob der heute morgen aus versehen Liquid Ecstasy oder etwas Ähnliches über seine Cornflakes geleert hat, und bin bei meiner Antwort froh dass die Kinder hinten drin schlafen und die Fenster geschlossen sind.
Irgendwie haben wir es dann doch noch geschafft, rein nach Frankreich. Die Verkehrsführung dort war dann auch mehr als abenteuerlich, besonders weil das Navi plötzlich beschloss rückwärts zu laufen. S: "Jetzt stell das doch mal ein" I: "Ich hab doch keine Ahnung, ist doch DEIN Handy" S:"Ich kann so nicht fahren.." I:"Ich merk´s...." S:"Jetzt drück das doch mal weg, dass es nimmer nach Norden ausgerichtet ist"I:"Wie denn" S:"Das steht da bestimmt" I:"Upps....S:" Aaaaaahhh, was hast Du jetzt gemacht?????"I"Hmm, ich könnte jetzt ne SMS schreiben..."
Also nimmt er die Sache selbst in die Hand, fährt im französischen Verkehr rum und tippt dabei motzend und fluchend auf dem Handy rum. Wortwahl: s.o.
Dann endlich: Pipipause. Ich sehr das Klo schon von Weitem und meine Blase beschließt augenblicklich ihr Speichervermögen auf das Doppelte auszudehnen: hier setz ich keinen Fuß rein. Tante Muschi flitzt mit verkniffenem Gesicht los, 30 Sekunden....und kommt zurück. Tante Muschi mag Bazillen genauso gern wie ich. Sie bildet damit den 2ten Part der Sagrotan-Sisters.
"Da kann ich nicht......" . Der verzweifelte Gesichtsaudruck spricht Bände. Entweder platzen oder in die freie Wildbahn...sie entscheidet sich für zweites. Verschwindet hinter einem Hügel und fällt beim Pinkeln in ein Schlammloch. Naja, besser als das Klo allemal, da sind wir uns einig. Statler kommt zurück, lacht über´s ganze Gesicht: "Eiiiinwandfrei!!! Ultimatives Tarantino-Klo!!". Kleine Anspielung auf seine Lieblingsszene aus "Desperado". Uiiiiii, ich musste mir den Film schon ein Paar mal zu Gemüte führen und hab ein genaues Bild vor Augen. Und das passt eindeutig zum Gesichtsausdruck von Tante Muschi, als sie zurückkam. Exkremente-Tetris , nur ohne die nervige Musik, irgendwo in der Schüssel passt doch noch was rein. Und wenn nicht, ist auch auf der Brille platz. Gott sei dank bin ich gar nicht erst reingegangen.
Tante Muschi kratzt sich den Schlamm von den Klamotten, weiter geht´s. Zwischendrin noch 1-bis 2 kleinere Verfahrer, aber irgendwann hatten wir´s geschafft und sind tatsächlich angekommen.
Schon beim Empfang merkten wir , wie unterschiedlich die nationalen Auslegungen ein und desselben Satzes sind.
"Wir sprechen deutsch" heißt in Deutschland: wir sprechen deutsch. Oder wahlweise englisch, spanisch, portugiesisch, was auch immer angepriesen wird. "Wir sprechen deutsch" heißt in Frankreich: "Wir verstehen Deutsch, könnten es auch theoretisch sprechen, aber haben nicht die geringste Lust dazu".. Ganz hinten in den Hirnwindungen, hinter Windelwechseln und Mund-Abwischen gleich links, konnte ich aber Gott sei Dank noch ein paar Brocken Französisch ausgraben.
Ich glaube es hat ungefähr 4 Minuten und 38 Sekunden gedauert um ein penibel geputztes und sorgfältig hergerichtetes Cottage in ein Schlachtfeld aus Klamotten, Hundespielzeug, Fresspaketen und Lego Duplo zu verwandeln. Und der Urlaub fängt hier erst an.....
Auf dem Foto übrigens Tante Muschi und der kleine Störenfried

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